Geburtsvorbereitungen
Jede Geburt ist anders, so wie auch jede Frau anders ist. Aber selbst wenn Du schon einmal entbunden hast, bedeutet das nicht, dass Du genau weißt, was Dich erwartet. Jede Entbindung ein einmaliges Erlebnis.
Du kannst Dich, wenn Du möchtest, vorab informieren, solltest Dir jedoch keine allzu großen Sorgen machen. Du kannst sowieso nicht voraussagen, wie alles ablaufen wird. „Ich werde schon sehen, was passiert“, ist die entspannteste Einstellung. Wenn es soweit ist, ist „entspannen“ dann auch der beste Ratschlag. Angst, Stress und Beunruhigung sorgen für einen extra hohen Adrenalingehalt im Blut, der dem Fortschreiten der Wehen entgegen wirkt. Die Geburt wird sich dadurch nur unnötig in die Länge ziehen. Nicht umsonst ist das Wichtigste, was Du bei den Schwangerschaftskursen lernst, Dich zu entspannen.
Welche praktischen Vorbereitungen solltest Du treffen? Wenn Du Dich für eine Hausgeburt entschieden hast, achte beizeiten darauf, dass Dein Bett die richtige Höhe hat. Packe eine Tasche mit den wichtigsten persönlichen Dingen, falls Du geplant oder ungeplant ins Krankenhaus musst. Was in die sogenannte Kliniktasche gehört, haben wir hier für Dich in einer Checkliste zusammengefasst.
Der Geburtsbeginn
Wehen
Meist beginnt die Geburt mit Wehen, die in regelmäßigen Abständen aufeinander folgen. Bei den Wehen zieht sich die Gebärmutter zusammen. Die Wehen haben die Funktion, den Gebärmutterhals zu dehnen und den Gebärmuttermund zu öffnen (Eröffnungsphase). Aber wie fühlen sich Wehen eigentlich an? Manchmal hört man, dass Frauen am Anfang der Geburt denken, dass sie krank werden oder etwas Falsches gegessen haben und an Darmkrämpfen leiden. Aber diese „Krämpfe“ kommen, werden stärker und verebben wieder. Dann ist es für einen Augenblick vorbei, bis zur nächsten Wehe. Am Anfang kann der zeitliche Abstand zwischen den Wehen 15-30 Minuten betragen, die eigentlichen Eröffnungswehen folgen dann jedoch schneller aufeinander und werden immer heftiger. Wenn die Wehen einander im Abstand von 4-5 Minuten folgen und etwa eine Minute lang anhalten, wird es Zeit, die Hebamme anzurufen.
Abgang des Schleimpfropfens / Zeichnen
Die Geburt kann auch mit leichten Schmierblutungen beginnen, die entstehen, wenn der Schleimpfropfen sich löst. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Gebärmuttermund dabei ist, sich zu öffnen (Eröffnungsphase). Man spricht hier auch vom „Zeichnen“. Der Abgang einer kleinen Blutmenge (Schleimpfropfen) ist normal. Die Geburt kann kurz darauf beginnen, aber es kann auch noch ein paar Tage dauern. Warte mit dem Anruf bei der Hebamme, bis Du Fruchtwasser verlierst oder die Wehen einsetzen. Wenn Du eine größere Menge Blut verlierst oder Dich unsicher fühlst, solltest Du Dich jedoch nicht davor scheuen, die Hebamme anzurufen.
Abgang von Fruchtwasser
Manchmal beginnt die Geburt auch mit dem Aufbrechen der Fruchtblasenhaut, wodurch Fruchtwasser abgeht. Es kann sein, dass Du tröpfchenweise Fruchtwasser verlierst oder aber auch eine große Menge auf einmal. Das Fruchtwasser rinnt in einem ständigen Strom an Deinen Beinen hinab. Meist ist es farblos, weiß oder hellrosa. Fruchtwasser hat einen unverkennbaren, süßlichen Geruch, der mit nichts anderem zu vergleichen ist.
Wenn Deine Fruchtblasenhaut gebrochen ist, das Kind jedoch noch nicht ins Becken gerutscht ist, solltest Du Dich erst hinlegen (selbst wenn Du Dich gerade im Supermarkt befindest) und dann die Hebamme anrufen. Auf diese Weise verhinderst Du, dass sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes wickelt, während es in das Becken rutscht. Auch wenn Deine Fruchtblasenhaut bricht und das auslaufende Fruchtwasser eine grünliche oder bräunliche Farbe hat, solltest Du sofort die Hebamme anrufen. Eine solche Verfärbung deutet auf Mekonium im Fruchtwasser hin. Das bedeutet, dass das Baby seinen Darminhalt ins Fruchtwasser entleert hat. Die Ausscheidung von Mekonium ist meist darauf zurückzuführen, dass das ungeborene Kind im Mutterleib großem Stress ausgesetzt ist. Auch wenn die Fruchtblasenhaut gebrochen ist und das austretende Fruchtwasser einen milchigen Farbton aufweist, musst Du die Hebamme anrufen. Allerdings ist es in diesem Fall nicht ganz so eilig.
Einleitung
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, eine Geburt künstlich durch den Arzt oder dir Ärztin einleiten zu lassen. Dies geschieht dann meist durch eine Infusion oder die Einnahme Wehen auslösender Mittel.
Eröffnungsphase
Unter Einfluss des Hormons Oxytocin setzen die Eröffnungswehen ein. Diese Wehen haben die Funktion, den Gebärmutterhals zu dehnen und den Gebärmuttermund zu öffnen, sodass das Baby bei der Geburt durch den Gebärmuttermund gelangen kann. Am Anfang sind die Wehen noch nicht so heftig. Sie folgen einander im Abstand von 4-5 Minuten und dauern bis zu 1,5 Minuten an. Je weiter die Eröffnungsphase fortschreitet, desto heftiger werden die Wehen und in desto kürzeren Abständen folgen sie einander. Im Durchschnitt öffnet sich der Gebärmuttermund bei einer Erstgeburt ca. 1 cm in der Stunde. Am Ende der Eröffnungsphase steht der Gebärmuttermund ca. 10 cm weit offen. Die gesamte Eröffnungsphase dauert also etwa 10 Stunden. Hat die Mutter bereits eine Geburt hinter sich, geht es bei den folgenden Geburten schneller.
Das Ende der Eröffnungsphase ist am schmerzhaftesten. Die Wehen sind nun heftig und folgen einander schnell. Manchen Frauen wird es in diesem Stadium der Eröffnungsphase schlecht oder sie müssen sich übergeben. Anderen Frauen zittern die Beine oder sie haben Schmerzen im unteren Rücken. Versuche Dich in jedem Fall zu entspannen, nimm eine warme Dusche oder benutze eine Wärmflasche. Versuchen, die Wehe „wegzuatmen“: Atme durch die Nase ein, und lasse die Luft in kleinen Stößen durch den Mund wieder entweichen. Je weiter die Geburt fortschreitet, desto heftiger werden die Wehen und desto schneller folgen sie einander. Denke in dieser Situation vor allem daran, dass die heftigen, schmerzhaften Wehen eine wichtige Funktion haben: Sie sorgen dafür, dass der Gebärmuttermund sich öffnet. Je schneller der Gebärmuttermund sich öffnet, desto schneller bringst Du die Geburt hinter Dich.
Während der Eröffnungsphase produziert der Körper das Hormon Edorphin. Dieses Hormon ist eine Art natürliches „Doping“ und hat einen betäubenden Effekt, wodurch Du die Schmerzen weniger stark fühlst. Je besser es Dir gelingt, Dich zu entspannen und die Schmerzen über Dich ergehen zu lassen, desto besser kann das Hormon wirken.
Wenn die Eröffnungsphase etwas weiter fortgeschritten ist, drückt der Kopf des Kindes direkt gegen den Gebärmuttermund. Hierdurch wird der Geburtsprozess beschleunigt. Vorausgesetzt, dass es keine medizinischen Probleme gibt, solltest Du jetzt vor allem tun, was für Dich am angenehmsten ist. Manche Frauen möchten am liebsten in Ruhe gelassen werden und sich darauf konzentrieren, die Wehen wegzuatmen, anderen hilft eine Massage oder der Beistand des Partners oder anderer Anwesender. Auch Deine Körperhaltung solltest Du selbst bestimmen.
Austreibungsphase
Wenn der Gebärmuttermund weit genug geöffnet ist, beginnt die zweite Phase der Geburt. Nun heißt es, aktiv bei der Geburt mitzuhelfen. Das ist auch der Grund dafür, dass Du ausschließlich während der ersten Phase der Geburt Schmerzmittel bekommen darfst, jedoch nicht mehr während der letzten Wehen und während des Pressens. Es ist nämlich in dieser Phase unerlässlich, dass Du spürst, was Du tust.
Sobald der Gebärmuttermund sich vollständig geöffnet hat, darfst Du mitpressen. Auch die Bauchmuskulatur beginnt sich nun zusammenzuziehen und hilft dabei, das Kind aus der Gebärmutter herauszupressen. Pressdrang (das Gefühl, auf die Toilette zu müssen) wird dadurch hervorgerufen, dass der Kopf des Kindes nun immer tiefer ins Becken rutscht und dabei gegen den Anus drückt. Bei manchen Frauen treten die Presswehen ein, bevor die Eröffnungsphase abgeschlossen ist, bei anderen wiederum hat der Gebärmuttermund sich bereits vollständig geöffnet, aber lassen die Presswehen noch auf sich warten. In seltenen Fällen kommt es vor, dass Frauen gar keinen Drang zum Pressen verspüren oder dieser erst sehr spät auftritt. Meist kommt der Pressdrang aber von selbst und ist deutlich erkennbar! Viele Frauen erzählen nach der Geburt, dass „es kein Halten mehr gab“ und dass sie „froh waren, mitpressen zu dürfen“. Man spricht hier auch vom „Urdrang“.
Presshaltungen
Auch hier gilt, vorausgesetzt dass es keine medizinischen Einwände gibt: Nimm bei der Geburt die Körperhaltung ein, die für Dich am angenehmsten ist. Das kann in Rücken- oder Seitenlage auf einem Bett sein, auf Händen und Füßen stehend, auf einer Geburtsliege oder (zu Hause) im Bad.
Im Normalfall liegt das Baby mit dem Kopf nach unten im Becken und wird beim Pressen als Erstes der Hinterkopf des Kindes in der Vagina sichtbar. Bei jeder Presswehe wird der Kopf des Kindes etwas weiter nach unten gedrückt, wird sich danach aber auch immer wieder ein Stück weit in das Becken zurückziehen. Wenn der Kopf des Kindes erst einmal draußen ist, kommt der restliche Körper meist schnell hinterher. Es folgt dann noch eine letzte Drehung des Babys zur Geburt der Schultern und des restlichen Körpers.
Sobald das Baby da ist, wird der Arzt oder die Hebamme Dir das Kind meistens direkt auf den Bauch oder die Brust legen. Manchmal darfst Du Dein Baby sogar selbst mit aus der Scheide ziehen. Während der Hebamme unmittelbar nach der Geburt vor allem die Aufgabe zukommt, das Kind gut zu untersuchen und wenn nötig, mit einem dünnen Röhrchen Schleim aus Nase und Mund des Kindes abzusaugen, macht die Krankenschwester oder Hebammenhilfe das Kind sauber und reibt es mit einem Tuch trocken. Jetzt hast Du kurz Zeit, Dich etwas zu entspannen und das Kind zu bewundern. Betrachte das kleine Wunder in aller Ruhe, nimm seinen Geruch war, spüre wie es sich anfühlt. Der Vater oder eine andere anwesende Person schneidet die Nabelschnur durch. Mutter und Kind spüren hiervon nichts.
In der letzten Phase der Geburt muss noch die Nachgeburt oder der Mutterkuchen hinausgepresst werden. Das ist meist mit ein oder zwei Presswehen geschehen. In den meisten Fällen ist die Plazenta innerhalb von 20 Minuten hinausgepresst. Wenn dieser Prozess länger als eine Stunde in Anspruch nimmt, muss die Nachgeburt unter Vollnarkose entfernt werden. Der Gynäkologe oder die Gynökologin greift mit der Hand in die Vagina hinein, um so die Nachgeburt zu entfernen. Eine Operation ist also nicht vonnöten.
Die Geburt ist nun überstanden. Die Mutter wird wenn nötig genäht (unter örtlicher Betäubung), und das Baby wird untersucht. Wenn alles in Ordnung ist, geschieht dies in demselben Zimmer, in dem die Entbindung stattgefunden hat, sodass Du selbst mitverfolgen kannst, wie das Baby gemessen, gewogen und angekleidet wird. Auch werden eine Reihe von Tests durchgeführt, um die Reflexe des Babys zu überprüfen.
Eingreifen oder künstliche Geburt
Obenstehend ist eine natürliche Geburt beschrieben. Wenn bei der Geburt ein medizinischer Eingriff erforderlich wird, spricht man von einer künstlichen Geburt.
Vakuumpumpe
Wenn das Pressen keinen Erfolg zeigt, oder das Baby im Becken zu stark eingeengt wird und die Austreibung nicht schnell genug voranschreitet, muss eingegriffen werden. Die Vakuumpumpe ist eine kleine Kappe, die auf den Kopf des Kindes gesetzt wird. (Der Gynäkologe schiebt während einer Presswehe einen Finger in die Vagina der Frau und setzt so die Vakuumpumpe am Kopf des Kindes an.) Die Vakuumpumpe wirkt wie ein „Saugnapf“, der ein Vakuum entstehen lässt und sich so am Kopf des Kindes festsaugt. Das Baby kann anschließend an der Vakuumpumpe aus der Vagina gezogen werden. Dieser Eingriff kann nur im Krankenhaus erfolgen.
Dammschnitt oder Dammriss
Bei einer Zangen- oder Vakuumpumpengeburt wird immer erst ein Schnitt in das Gewebe gemacht (Episiotomie). Auch wenn der Arzt oder die Ärztin in dem Moment, in dem der Kopf des Kindes schon beinahe da ist, feststellt, dass der Platz für das Kind zu eng ist oder Gefahr besteht, dass das Gewebe zu weit aufreißt, wird der Damm eingeschnitten. Wenn es die Zeit zulässt, geschieht dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung, aber auch, wenn eine örtliche Betäubung nicht möglich ist, spürst Du nichts von dem Dammschnitt, weil in diesem Augenblick bereits ein enormer Druck auf dem Gewebe lastet.
Übrigens scheint ein Dammriss schneller zu heilen als ein Dammschnitt. Bei einem Dammschnitt werden nämlich alle Schichten des Gewebes quer durchschnitten, während ein Dammriss der natürlichen Struktur des Gewebes folgt. Wenn es irgendwie möglich ist, wird der Arzt daher das Einschneiden des Dammes vermeiden. Sowohl Dammrisse als auch Dammschnitte werden nach der Geburt (unter örtlicher Betäubung) vernäht. Meist wird hierbei mit Nähten gearbeitet, die sich nach der Heilung wieder von selbst auflösen, sodass die Nähte nicht gezogen werden müssen. In den ersten Tagen nach der Geburt kann der Dammschnitt bzw. -riss Schmerzen verursachen. Die Haut kann an dieser Stelle spannen, und Du könntest Schmerzen beim Wasser lassen oder beim Sitzen haben. Achte vor allem auf eine gute Versorgung der Wunde. Spüle die Wunde nach jedem Toilettenbesuch mit einer Po- oder Intimdusche aus.
Kaiserschnitt
Ein Kaiserschnitt kann unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Wenn die Geburt bereits in Gang gekommen ist, und sich dabei zeigt, dass ein Kaiserschnitt notwendig wird, bleibt keine Zeit mehr für eine örtliche Betäubung mittels einer Spritze in den Rücken. Ein geplanter Kaiserschnitt (z. B. wenn das Baby in Steißlage liegt) kann dagegen häufig unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Dabei wird durch die Bauchhaut, Bauchwand und Gebärmutter geschnitten. Es handelt sich hierbei also um eine richtige Operation, und Du wirst nach einem Kaiserschnitt viel mehr Zeit benötigen, um Dich zu erholen als nach einer vaginalen Entbindung.
Einleiten
Wenn die Geburt nicht von selbst in Gang kommt, aber es Zeit wird, dass das Baby auf die Welt kommt (z.B. wenn die Fruchtblasenhaut schon seit über 24 Stunden gebrochen ist oder wenn der errechnete Geburtstermin bereits um 2 Wochen überschritten ist), kann der Arzt beschließen, die Geburt künstlich einzuleiten. Dies kann durch ein bestimmtes Gel geschehen, das auf den Gebärmuttermund geschmiert wird oder durch eine Infusion mit einem Wehen auslösenden Mittel.
Nach der Geburt: Wochenbett
Die Zeit im Wochenbett umfasst üblicherweise die ersten 8 Wochen nach der Geburt. Vor allem die ersten paar Tage nach der Entbindung verbringt die Wöchnerin noch besonders viel im Bett. Zu diesem Thema haben wir einen separaten Blogbeitrag für Dich geschrieben. Klicke hier.
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