Die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes geht noch immer in schnellen Schritten voran, auch wenn das Kind sich jetzt etwas langsamer entwickelt als im ersten Lebensjahr. So wächst zum Beispiel ein Baby ungefähr 25 cm im Jahr, ein Kleinkind 8 cm im Jahr. Doch natürlich passiert auch in diesen Kleinkinderjahren viel: Dein Kind wird immer selbständiger, kann und möchte immer mehr selbst tun. Doch es braucht natürlich noch immer viel Unterstützung von Deiner Seite.
Motorische Entwicklung
Einige superschnelle Babys können bereits vor ihrem ersten Geburtstag laufen, die meisten Kinder werden aber erst im zweiten Lebensjahr richtig mobil. Es beginnt mit ein paar steifen Schrittchen. Am Anfang zieht das Kind noch bei jedem Schritt die Knie an, und wenn es die Füße absetzt, berühren zuerst die Zehen und nicht die Ferse den Boden, oder das Kind setzt den Fuß flach auf den Boden auf. Erst später, wenn das Kind schon eine Weile geübt hat, geht das Laufen leichter vonstatten. Die Muskulatur wird stärker, das Gleichgewichtsgefühl verbessert sich. Das Kind lernt, je nach Situation schneller oder langsamer zu laufen, stehen zu bleiben, sich umzudrehen und beim Laufen über kleine Hindernisse zu steigen, die auf dem Weg liegen.
Danach folgen noch komplexere Bewegungsabläufe wie rennen, auf eine Bank klettern, mit beiden Füßen in die Luft springen… Dein Kind wird dies toll finden und wird nichts lieber tun, als die neu gelernten Bewegungsabläufe den ganzen Tag und überall auszuprobieren. Ideal hierfür ist eine mit Gras bewachsene oder mit Sand bedeckte Spielfläche oder ein Spielbereich im Haus, der mit weichen Kissen oder einer dicken Krabbeldecke ausgelegt wird. Hier kann Dein Kind nach Herzenslust klettern und herumtoben, ohne sich dabei zu verletzen oder sich irgendwo zu stoßen. Sorge auch dafür, dass Euer Haus sicher und kinderfreundlich eingerichtet ist und Dein Kind genügend Raum hat, um seine Motorik einzuüben.
Im Alter von zwei bis vier Jahren lernt Dein Kind, sich selbständig auszuziehen und ein wenig später auch sich selbst anzukleiden, auch wenn es dazu anfangs noch Hilfe braucht: So wird es manchmal den rechten Fuß in den linken Schuh stecken, die Hose falsch herum und das T-Shirt von links anziehen. Doch wie stolz wird es darauf sein, sich selbständig angezogen zu haben! Mit Reißverschlüssen und Schnürsenkeln hat das Kind noch Probleme. Ab einem Alter von 3 Jahren können die meisten Kinder schon selbständig Treppenstufen hinauf und hinunter laufen.
Feinmotorik
Auch die Feinmotorik entwickelt sich enorm schnell. Türme aus Bausteinen bauen, mit einem Bleistift oder mit Kreide kritzeln, mit Schlamm, Sand oder Wasser spielen, die Seiten eines Bilderbuches umschlagen und selbständig essen sind nur einige der Dinge, die das Kind nun lernt. Mit der Zeit werden aus dem anfänglichen Gekritzel echte Zeichnungen: Das Kind überlegt sich vorher, was es malen möchte, z.B. ein Auto oder eine Puppe und wird versuchen, die Striche so zu ziehen, dass am Ende eine richtige Zeichnung herauskommt.
Wenn das Kind schon etwas älter ist, beginnt es sich vielleicht für das Lesen und Schreiben von Buchstaben zu interessieren. Bringe ihm als erstes den ersten Buchstaben seines eigenen Namens bei oder das ‚O‘ von ‚Oma‘. Forciere Dein Kind aber nicht, wenn es noch kein Interesse am Lesen und Schreiben zeigt.
Emotionale Entwicklung von Kleinkindern
Trennungsangst und Selbstständigkeit
Ihr Kleinkind ist jetzt ein Stück mobiler als noch im ersten Lebensjahr. Es bestimmt zum größten Teil selbst, wohin es gehen möchte und wohin nicht. Viele Kinder beginnen um den 12. bis 14. Lebensmonat herum erneut zu fremdeln. Dein Kind begreift immer besser, dass es eine eigene Persönlichkeit hat und ist nicht mehr so abhängig von Dir. Es wird körperlich immer mobiler und kann sich schneller von Dir entfernen. Andererseits ist es aber natürlich noch lange nicht in der Lage, längere Zeit ohne Dich auszukommen, und diese Erkenntnis kann für Dein Kind manchmal beängstigend sein. Viele Kinder reagieren deshalb traurig oder fühlen sich im Stich gelassen, wenn sie zum Beispiel im Kindergarten alleine zurückgelassen werden.
Andererseits möchte Dein Kind jetzt vielleicht immer häufiger selbständige Unternehmungen machen, ohne Papa und Mama. Es kann immer mehr und begreift, dass es eine eigene Persönlichkeit und einen eigenen Willen hat. Es will „selber“ essen, selbst bestimmen, wohin es gehen möchte, welche Kleider es anziehen will usw. Lass Deinem Kind genügend Freiraum, um eigene Erkundungen zu machen und neue Dinge auszuprobieren, aber lass es dabei niemals ganz aus den Augen und lass Dein Kind vor allem auch deutlich merken, dass Du immer da bist, wenn es Hilfe oder Trost braucht. Ein Kind, das sich geliebt und geborgen fühlt, wird sich besser entwickeln als ein ängstliches Kind, das kein Vertrauen zu seinen Eltern hat.
Ängste, Wutausbrüche und Phantasie
Auch Kleinkinder haben ihre eigenen Ängste. Es ist ganz normal, dass ein Kind in einem bestimmten Alter nochmals eine Periode durchmacht, in der es wieder stärker fremdelt und emotionaler oder ängstlicher wird. Ein Kleinkind beginnt, nachzudenken, über die Dinge, die es umgeben und lernt die Welt besser zu verstehen – aber eben noch nicht ganz. Was es noch nicht verstehen kann, erfasst das Kind mit seiner Phantasie und schafft sich auf diese Weise seine eigene Zauberwelt. In dieser Welt können ganz gewöhnliche Dinge, wie Schatten an der Wand des Kinderzimmers oder Tiger, die das Kind beim Besuch im Zoo gesehen hat, Angstvorstellungen hervorrufen, die dann dazu führen, dass das Kind zum Beispiel ein Krokodil unter seinem Bett zu sehen glaubt… Manche Kinder beginnen dann wieder zu fremdeln, klammern sich an ihre Eltern oder ihnen vertraute Personen und reagieren ängstlich auf neue Situationen.
Die Angst überfällt ein Kind urplötzlich und ist in diesem Moment für das Kind sehr real. Es geht dann nicht darum, dass Du selbst das böse Krokodil nicht sehen kannst, sondern um die Tatsache, dass Dein Kind Angst hat und erst wieder beruhigt werden muss, um wieder einschlafen zu können. Erkläre Deinem Kind in solchen Situationen nicht, dass es keine Angst haben muss, sondern tröste es, und versuche zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Angst verebbt ist, nochmals mit Deinem Kind über seine Ängste zu sprechen, oder warte damit solange, bis das Kind das Thema von selbst anspricht. Versuche eventuell, Deinem Kind mit Hilfe eines Buches oder einer selbst erfundenen Geschichte bei der Überwindung seiner Angst zu helfen. Im Laufe der Zeit verschwinden solche Ängste meist von selbst.
Kuscheltiere und Puppen
Eine Puppe kann Deinem Kind viel Sicherheit geben. In schwierigen Situationen kann es für das Kind ein Trost sein, wenn es sich an einer Puppe oder an einem Kuscheltier festhalten kann. Auch wird die Puppe oder das Kuscheltier vom Kind als ein Begleiter empfunden, der dieselben Dinge erlebt und dieselben Erfahrungen macht, wie das Kind selbst. Und dieser Begleiter ist immer mit dabei (auch im Bett, wenn sonst niemand in der Nähe ist), läuft nicht davon und bleibt immer derselbe. Es ist auch zweifellos so, dass Kindern das Sprechen mit einer Puppe oder einem Kuscheltier leichter fällt. Beim Spielen mit Puppen erlernen Kinder gewisse Fertigkeiten. Es geht dabei um alle möglichen Dinge: vom Aufpassen auf die Puppe bis zum Umgang mit bestimmten sozialen Situationen. Puppen können den Platz von Freunden oder Freundinnen einnehmen. Das Sprechen mit einer Puppe ist einfacher, denn schließlich erwidern Puppen nichts und kann das Kind daher auch nichts Falsches sagen, wenn es mit seiner Puppe spricht. Auch „versteht" die Puppe alles, was das Kind sagt. Wenn ein Kind seine Puppe überall hin mitschleppt, kann es seine Erlebnisse immer mit der Puppe teilen.
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